Wettangeln


Guten Tag, sehr geehrte Damen und Herren, liebe Kinder, liebe Zuschauer, ich begrüße sie hier Live und in Stereo aus dem Funkzentrum-Canisland. Es begrüßt sie hier am Mikrofon in seiner charmanten und liebenswerten Art ihr Moderator Karl Martens.
Heute beginnt der erste Wettkampftag der Spiele ohne Grenzen, dem Duell der Spurweiten. Die erste Disziplin, die hier in Wolkingen am Weiher bei den Mühlen ausgetragen wird, ist das Wettangeln.
Im Bild haben Sie gerade eine Übersicht über das vom Bauamt in Wolkingen hergerichtete Wettkampfgelände. Im Hintergrund können sie gerade die Kapelle Equilibrium hören, die die Hymne vom Mühlenberg spielt mit dem Text: Und unweit des Weihers, vor bewaldetem Hang, durch unwegsam Dickicht, ein Weg führt entlang, durch das Tal zum Haus des alten Mühlenmann, der da befreundet ist mit dem Wassermann.

Bild

Hier sehen Sie auf der rechten Seite des Weihers die beiden Athleten der Spurweite N, zwei Schwerlastkräne die speziell für den heutigen Wettkampf von den Mechanikern der Spurweite N noch extra getunt wurden. Im Vordergrund der kleine rote Kran und dahinter der große gelbe.

Bild

Nun schwenkt die Kamera über den Weiher hinweg nach links. Die Angelhaken der beiden Teams befinden sich bereits seit einiger Zeit im Wasser und warten darauf, dass etwas anbeißt. Das anfüttern ist bei dieser Disziplin nicht erlaubt. Gewonnen hat das Team, das als erstes etwas Großes aus dem Wasser zieht.

Bild

Auf der rechten Seite sehen Sie den Athlet der Spurweite H0. Auch im Team der Spurweite H0 entschied man sich für diese Wettkampfdisziplin einen Schwerlastkran, einen großen blauen Kran, einzusetzen und auf die darin verbaute stabile und bewährte Technik zu hoffen und zu vertrauen.


Bild

Hier können Sie in der Mitte des Bildes einen der Mechaniker sehen, in seiner orangenen Warnweste, wie er dem großen blauen Kran die letzten Instruktionen gibt und ihn bei der Ausrichtung des Angelhaken hilft.

Bild

Während sich die drei Kräne der beiden Teams redlich bemühen, etwas Großes aus dem Wasser zu ziehen, vertreiben sich die Zuschauer die Zeit mit dem buntenund interessanten Rahmenprogramm. Sehr viele aus allen Teilen des Landes sind angereist, wie man an dem völlig überfüllten Parkplatz an Mühlenberg sehen konnte.

Bild

Erwartungsvoll, Stimmungsfroh und Siegesgewiss präsentieren sich die Fans der Spurweite N. Man ist sich zwar in den einzelnen Fanclubs bewusst, der kleinere zu sein, aber hier zählt eben nicht nur die große Masse sondern auch die quantitative Masse.

Bild

Die Geduld, die in beiden Fanlagern vorhanden ist, wird von den Kontrahenten auf keine allzu große Probe gestellt. Auch wenn jeder Außenstehende bei diesen Bildern denken mag, dass hier nichts passieren würde, so sieht der taktisch eingeweihte genau, welch nervenzerreißendes Geplänkel zwischen den Kontrahenten stattfindet. Das ist heftiger wie Pokern, meine Damen und Herren, ein solches Wettangeln.

Bild

Und jetzt, jetzt ist es geschehen, der erster Kran hat etwas am Haken und der zweite auch. Und, meine Damen und Herrn, sehen Sie genau hin, jetzt hat auch der dritte Kran etwas an seinem Haken. Unglaublich. Sie haben alle das gleiche, eine alte Achse. Vermutlich von einer versunkenen Mühle.

Bild

Sie ziehen und zerren, das das Metall kreischt. Unfucking unfassbar.

Bild

So ein geziehe und gezerre habe ich noch nicht erlebt. Noch nie. Wie auch, ich bin ja nur eine fiktive und virtuelle Person, die einem Gehirn entsprungen ist. Ein Wahnsinn, ein Wahnsinn, ein Wahnsinn, was hier passiert.

Bild

Und, ja, was ist das denn? Ja, gibt es das denn? Natürlich gibt es das, wir sehen es ja auf unseren Bildschirmen! So muss es das ja geben. Ja aber das kann doch nicht sein, was wir da sehen. Welch eine Dramatik! Der große gelbe Kran der Spurweite N mußte dem starken Zug des großen blauen Kranes der Spurweite H0 nachgeben. Aber nicht, was man jetzt denken mag, dass das Seil reißt, nein, das Seil hält, der Kran fällt nach vorne, er fällt schon fast kopfüber ins Wasser. Damit ist er quasi schon aus dem Wettkampf herausgefallen. Aber trotz aller Widrigkeiten hält er an der Achse fest, dem großen schweren Stück, er lässt nicht los.

Bild

Der große gelbe hat es nicht geschafft, jetzt muss der kleine rote alleine weitermachen und gegen den großen blauen der Spurweite H0 alleine ankämpfen. Ja, wie soll er das denn schaffen? Dieser kleine rote Kran? Wie soll er das machen? Gegen den großen blauen? Unglaublich was sich hier abspielt. Aber er hält Stand. Er bleibt stehen. Der kleine rote Kran gibt wirklich alles, aber nicht nach. Er gibt wirklich alles bis auf den letzten Meter gibt er alles. Was für ein mutiger und grandioser Kran, dieser kleine rote Kran, sowas hab ich noch nie erlebt. Was für ein Kran.

Bild

Aber der kleine rote kann das doch gar nicht schaffen, gegen den großen blauen Kran. Er ist viel zu klein dafür und man kann das knartschen von sich dehnendem Metall bis zu mir hören. Was für ein Wettkampf, meine Damen und Herren, ich glaub, hier wird Geschichte geschrieben. Und sie sind Live am Fernsehen dabei, wie hier Geschichte geschrieben wird. Einen solchen Wettkampf gab es in diesem Universum noch nicht.

Bild

Und da wird es auch schon den ersten Zuschauern zu viel. Wie soll ein solch spannender und von Dramatik durchzogener Wettkampf auch ein Zuschauer mit Herzschwäche schaffen können? Der muss doch da umfallen. Ohne eigene Nerven aus Drahtseilen hält man doch sowas gar nicht aus. Da muss man doch einen Schwächeanfall mit Herzklabaster bekommen.

Bild

Und hier können Sie schon siegessicher den großen blauen Kran im Bild sehen. Man sieht ihm förmlich sein grinsen an, wie er eine Fratze zieht, wie er sich auf diese bevorstehende Siegerehrung freut. Er ist sich sicher, dass es nur noch eine Frage von wenigen Minuten ist, bis er den kleinen roten Kran niedergerungen hat und seine Siegprämie, ein Fass voll gutem Öl, hinunter kippen kann. Was wird der kleine rote Kran tun?

Bild

Ja, was machen denn da die Zuschauer? Ja, spinnen die denn? Ist das erlaubt? Liebe Regie, was sagt das Regelwerk? Die machen das tatsächlich! Die springen unter den Anweisungen von Herrn Lammert, der schon immer in Wolfenstein lebt, auf den gelben Kran des Teams der Spurweite N , um so ein Gegengewicht zu bilden, damit der Kran sich wieder aufrichtet und den kleinen roten Kran beim an Land ziehen des großen schweren Stückes helfen kann. Das ist doch der Wahnsinn. Ja, also wer hier nicht dabei ist, der wird sich später ärgern, denn gutes Wetter im Garten kann er auch noch die nächsten Tage erleben, aber so etwas, das erlebt man nur hier und heute Live bei uns im Fernsehen.

Bild

Unglaublich, unfassbar, wie der Herr Lammert, der schon immer in Wolfenstein lebt, das geschafft hat. Dass er es geschafft hat, die Fans dazu zu bewegen, über die Absperrungen zu klettern, auf den Kran hinauf zu klettern und sich dort auf die Kante hinzusetzen, damit der große gelbe Kran wieder ins Geschehen eingreifen kann.

Bild

Und schon zieht er wieder an, der große gelbe Kran.

Bild

Mit voller Kraft unterstützt er wieder den kleinen roten Kran beim rangeln und ziehen um das große schwere Stück, die Achse, nicht nur aus dem Weiher herauszubekommen, sondern auch an das Ufer des Teams der Spurweite N.

Bild

Und nun passiert, was keiner mehr für möglich gehalten hat: der große blaue, der sich schon wie der sichere Sieger fühlte und in sich hinein grinste, der schon Fratzen zog, dem man es angesehen hat, dass er siegesgewiss war, der seine Schadenfreude über das umfallen des großen gelben Kranes gar nicht verbergen konnte, nicht mal wollte, er fällt nun selber um, Kopfüber in den Weiher hinein! Er fällt um wie ein Saurier aus einer längst vergessenen und vergangenen Zeit.

Bild

Oh mein Gott was ist hier nur los. Ohne das beherzte Eingreifen von Herrn Lammert, der schon immer in Wolfenstein lebt, wäre dieser Wettkampf schon längst vorbei. Es wäre Schluss aus und vorbei für das Team der Spurweite N. Und jetzt, jetzt ist alles anders, der große blaue liegt lang ausgestreckt im Mühlenweiher von Wolkingen. Mit einem riesigen Platsch hat es ihn niedergestreckt.


Bild

Dem ist nicht mehr zu helfen. Der ist nicht mehr zu retten. Ich kann mir nicht vorstellen, dass man den nochmal dort heraus bekommt.

Bild

Der versackt dort nach und nach und tiefer und tiefer und alle seine Bemühungen, dort wieder herauszukommen, lassen ihn nur noch tiefer im Schlick des Mühlenweihers versinken.

Bild

Und da war das Signal, der Schiedsrichter hat es gegeben, sie können ihn noch im Vordergrund sehen, er hat den großen blauen Kran ausgezählt und schon ist der Kapitän der Spurweite N über den mobilen Steg gelaufen und zeigt aller Welt und unseren Kameras an, dass das Team der Spurweite N mit eins zu null in Führung gegangen ist, bei diesen Spielen ohne Grenzen, dem Duell der Spurweiten.

Bild

Was war das doch heute für ein spannender Wettkampftag. Der eigentlich schon als sicherer Sieger feststehende große blaue Kran von der Spurweite H0 lag am Ende doch noch mit einem großen Platsch im Wasser und konnte sich nicht mehr rühren und das Team der Spurweite N konnte den Sieg für sich verbuchen und hat damit für den morgigen Wettkampf eine ausgezeichnete Ausgangsposition. Morgen geht es in unserem Programm mit den Spielen ohne Grenzen, dem Duell der Spurweiten, im Buttjerland bei den Eisenbahnfreunden am Museumsbahnhof weiter. Seien sie gespannt auf die Szenerie, die die Eisenbahnfreunde dort für die Besucher aufbaut haben. Mann mag es nicht zu Wissen, doch hoffen wir, das wir ein paar Bilder von dem dortigen Trubel ihnen noch vor der nächsten Sendung präsentieren können.
Wir, vom gesamten Übertragungsteam, würden uns sehr freuen, wenn Sie wieder bei uns herein schauen würden bei der Disziplin: Tauziehen.