Drachen in Hüglingen

Juni 2013

 

Unter den vielen Städten, die dem Spendenaufruf folgten, befindet sich auch die Stadt Hüglingen. In Hüglingen ist vieles besonders und manches auch anders. Zum Beispiel hat Hüglingen zwei Ortsgründer und nicht, wie die meisten Orte im Stummiland, einen. In Hüglingen fahren die Loks durch Schluchten und dicht an tiefen Canyons vorbei ohne Absturzschutz. Mutig sind die Loks in Hüglingen, das macht Hüglingen besonders. Es gibt vieles in Hüglingen, was es nur selten in anderen Orten gibt, und was Hüglingen anders macht, als andere Orte. So finden in Hüglingen rote Dieselloks immer ein zuhause, denn in Hüglingen schaut man sich gerne die Sendung:" rote Dieselloks suchen ein zuhause" an. In Hüglingen mag man bayrische Atmosphäre. Das mag man auf anderen Anlagen auch. Doch in Hüglingen findet man in einem Biergarten einarmige Banditen,äh, Bayern. Das macht Hüglingen besonders. Hier wird man nicht nur durch Polizei dargestellt vor dem bösen beschützt, nein, hier findet man sogar böse Bayern,äh, Banditen. In Hüglingen kann es auch schon mal vorkommen, dass die Loks, meistens rote Dieselloks, nicht weiterfahren möchten, weil sie vor sich ein Geräusch gehört haben oder glauben das eine Katze die Gleise überquert hat und sie nun unsicher geworden sind, dass ihre Antriebsräder vibrieren und die Kolben rasseln. Dann kommt ein Mensch in weißer Jacke und blauer Mütze und geht voran die Schienen entlang und zeigt den roten Dieselloks das alles in Ordnung ist und sie sicher weiter fahren können. Ja, sowas gibt es in Hüglingen, und das macht Hüglingen besonders. In Hüglingen gibt es auch einen Kinderspielplatz mit einer Rutsche. Natürlich ist die Rutsche rot. Und besorgte Mütter achten hier auf das Wohl ihrer Kinder. Für die perfekte Idylle dieses kleinen Ortes fehlt in dieser kleinen Szene nur noch das gemeinsame verzehren von selbstgebackenen Plätzchen. Und ein Polizist. Das macht Hüglingen besonders. Vielfältig die Väter von Hüglingen und ihre Arbeit, manche sind auch in Wolkingen gesichtet worden beim Grillen, manche müssen auch schwer arbeiten und in Tiefenbach tiefe Stollen für den Bach graben, oder in Alexishausen lange Leitern emporklettern um Züge zu filmen oder im Ponyhof Beton gießen für die Fundamente neuer Bahnsteige oder in Sagau die neuen Oberleitungen installieren oder in Schwarzach in der kleinen Alpenlandschaft einfach nur dastehen und seine schauspielerischen Fähigkeiten als Reisender darstellen oder in Imolie um die Zukunft des Arbeitsplatzes bangen oder in Steinbach alt werden wie ein Berghof oder in Hampstedt Gleise verlängern oder bei Stefan in einem alten neuen Stellwerk Gewerke stellen. Vielfältig sind die Talente der Männer in Hüglingen. Das macht Hüglingen besonders. Die Talentiertesten arbeiten in Hüglingen. Sie passen auf, das bei Bahnübergängen den roten Dieselloks kein Auto vor die Schneeschieber fährt und sie sicher die Gleise befahren können. Das macht Hüglingen besonders. Sie sorgen sich um die roten Dieselloks und schmieren regelmäpig die Achslager der roten Dieselloks, damit diese ohne Schaden durch Hüglingen fahren können. In Hüglingen gibt es sogar extra Putzzüge, die dafür sorgen, dass die Gleise immer schön sauber sind und von oben glänzen, damit sich die roten Dieselloks nicht die Räder verschmutzen und immer schön sauber bleiben. Das macht Hüglingen so besonders.

Und in Hüglingen gibt es Susi. Susi ist besonders. Sowie Hüglingen. Susi ist anders. Sie ist grün. Und wenn Sie fährt, hört sich das eher an, wie ein Kätzchen das schnurrt, und nicht wie das tiefe Röhren eines Elches, wie bei den roten Dieselloks. Deswegen beneiden die roten Dieselloks Susi, denn bei ihr können alle im Führerstand mitfahren, ohne Kopfhörer tragen zu müssen. Und wenn Susi fährt, hinterlässt sie keine dunklen Wolken über sich, so, wie die roten Dieselloks, der dann als schmutziger Staub auf die frisch gewaschene Wäsche fällt. Deswegen freuen sich alle Hausfrauen, wenn Susi an ihren Gärten vorbeifährt, und alle winken Susi zu. Susi lässt dann immer ihre helle Pfeife pfeifen. Und wenn man dann genau hinschaut, kann man sehen, wie sie unter ihrer grünen Lackierung ganz leicht rot vor Freude wird. Deswegen wird sie von den roten Dieselloks gemieden, denn bei denen winken vielleicht mal hier und da ein paar Kinder, sonst werden sie aber nicht so freudig begrüßt wie Susi. Und wenn Susi gerade nicht da ist, tuscheln die roten Dieselloks hinter ihren Puffern. Deswegen ist Susi selten mit anderen Loks zu sehen, aber dennoch hat Susi Freunde. Besondere Freunde.

Einer ihrer besonderen Freunde ist Sonnenblume. Sonnenblume ist ganz schwarz vom Russ der vorbeigefahrenen roten Dieselloks

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Und dann ist da noch Lakritz, die schwarze Schnecke, die Susi immer mit ihren Fühlern zu winkt, wenn sie vorbeifährt:

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Nicht zu vergessen: Schmettervogel, Susi allerbeste Freundin:

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Zusammen erleben die vier viele Abenteuer und hecken gerne kleine Späße für einander aus. Aber am liebsten sind sie alle zusammen und haben viel Spaß. Viel Spaß haben die vier oft dann, wenn Lakritz von Schmettervogel auf einen Wagen, der hinter Susi angehängt ist, gehoben wird, und die drei dann im Kreis fahren immer wieder bei Sonnenblume vorbeikommen, wobei Lakritz Schmettervogel und Susi gleichzeitig anfeuert, noch schneller zu fahren und zu fliegen. Immer wieder necken sich Susi und Schmettervogel mit den Worten: ich bin schneller! Nein, ich bin schneller!
So kam es, dass die beiden vor lauter Schnelligkeit die Rufe aus dem Graben von Drachenschwanz überhörten. Doch zum Glück hat Lakritz sie gehört und rief Susi zu, dass sie stoppen möge, und zurück fahren, zu Drachenschwanz, der im Graben liegt.
Bei Drachenschwanz angekommen sahen sie, wie Drachenschwanz ganz traurig war. Was ist los?, Fragten Susi und Schmettervogel gleichzeitig und Schmettervogel landete dicht neben Drachenschwanz am Rande des Grabens.
Ich kann nicht mehr fliegen, antwortete Drachenschwanz, der im Graben lag.
Warum nicht? Fragte Susi.
Weil mich hier unten im Graben kein Windhauch erreicht, erklärte Drachenschwanz.
Und wie können wir dir helfen, fragte Schmettervogel, und schwang dabei aufgeregt seine Flügel hoch und runter.
Sollen wir alle pusten, fragte Lakritz.
Nein, antwortete Drachenschwanz, das reicht nicht.
Wie können wir dir denn dann helfen, dass du wieder fliegen kannst, fragte Susi, und fuhr dabei aufgeregt ihre Phantografen hoch und runter.
Drachenschwanz schloss die Augen und überlegte, dann öffnete er seine Augen wieder, schaute die drei an und sagte: die Kinder nehmen immer die Leine, und renen dann ganz schnell los, dann habe ich ganz viel Wind und steige auf.
Aber hier sind keine Kinder, entgegnete Lakritz
aber ich bin schnell, warf Susi ein.
Ja, schnell bist du, aber wie willst Du meine Leine festhalten, du hast ja keine Arme und Hände, meinte Drachenschwanz.
Da flog Schmettervogel los, griff mit seinen Füßen die Leine, flog damit zu Susi aufs Dach und knotete mit seinen Krallen unter Zuhilfenahme seines Schnabels die Leine am Phantografen von Susi fest.
Und jetzt lass die Zahnräder kreischen, Susi, und fahr so schnell du kannst, rief Schmettervogel.

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Susi fuhr so schnell sie konnte. Und Drachenschwanz erhob sich in die Lüfte und kreischte vor Freude. Sonnenblume winkte ihnen zu und setzte sein schönster Strahlen auf, als sie sah, wie Susi mit Schmettervogel, Lakritz und Drachenschwanz vorbeifuhren.

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Sie sausten durch die tiefe Schlucht von Hüglingen mit voller Fahrt und Drachenschwanz navigierte so perfekt, dass er weder links noch rechts an die großen Felsen anschlug. Immer schneller ging die Fahrt, immer höher flog Drachenschwanz und immer lauter wurde das Jauchzen und kreischen der Freunde. Susi ließ vor lauter Freude ihre Lichter immer wieder aufblitzen.

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Sie fuhren vorbei am Kinderspielplatz mit der roten Rutsche, wo ihnen alle Kinder zuwinkten und vergnüglich lachten. Und vorbei an einem der talentierten Männer von Hüglingen, die dafür sorgen, dass die Loks immer freie Fahrt haben. Hüglingen ist eben was besonderes.

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Susi wurde immer schneller und schneller. Schmettervogel konnte ihr kaum noch folgen. Susi raste auf den Tunnel zu. Kurz bevor sie den Tunnel erreichten, war Susi schnell genug, dass Drachenschwanz sich ausklinken konnte, denn er war nun schnell genug, dass er selber fliegen konnte. Mit lautem rattern raste Susi in den Tunnel hinein und Drachenschwanz flog die Aufwinde nutzend mit voller Geschwindigkeit über den Berg hinweg.

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